Gänsehaut pur: Rudolstadt siegt sensationell
Wer als Zuschauer den ersten Heimspielauftritt vom Bundesligisten ESV Lok Rudolstadt besuchte, freute sich auf eine interessante Begegnung des Bundesliganeulings gegen den, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene erfahrenen Deutschen Vizemeister der vergangenen Saison, SKC Victoria Bamberg. Während Rudolstadt am 01. Spieltag trotz sehr guter Leistungen beim Deutschen Meister SKV Rot-Weiß Zerbst 1999 mit 8 zu 0 eine erwartete Niederlage einfuhr, musste Bamberg auf den eigenen Bahnen gegen den KRC Kipfenberg eine 2 zu 6 Niederlage hinnehmen. Beste Voraussetzungen also für einen hochklassigen Fight, in welchem Rudolstadt gestärkt auftreten konnte und die Gäste unter Zwang zum Sieg standen. Und so entwickelte sich ein kampfbetontes Spiel, in welchem die Rudolstädter den Gästen in allen Belangen überlegen waren. Dass es in der Summe ein klares 8 zu 0 bei 3624 zu 3452 Zählern wurde, hätten die kühnsten Propheten sicherlich nicht erwartet.
Im ersten Durchgang musste Lars Bliesath gegen Christian Jelitte ran. Den ersten Satzpunkt noch mit 154 zu 139 Zählern deutlich für sich entscheidend, waren es auf dem zweiten 30er bei 156 zu 154 Kegel ganze 2 Zähler, welche die Kontrahenten voneinander trennten. Die dritte Bahn brachte dann für beide ein kleines Leistungsloch, 123 zu 119 Kegel waren echte Magerkost, doch für den dritten Satz- und damit für den ersten Mannschaftspunkt der Rudolstädter in der laufenden Saison ausreichend. Die noch ausstehende vierte Bahn sah dann den Gästeakteur mit 144 zu 155 Kegel vorne, was sich am Ende zu einem 3 zu 1 bei 577 zu 567 Kegel summierte. Die ersten Resultate über der 600er-Grenze fielen in der Auseinandersetzung zwischen Gregor Kunstmann und Julian Hess. Und der ESV-Kegler legte los wie die Feuerwehr. 103 Zählern ins volle Bild folgten 68 Zähler im Abräumen. Damit war Gregor Kunstmann um 18 Kegel besser als sein Gegenüber. Dieser revanchierte sich wiederum auf der zweiten Bahn mit 137 zu 152 Zählern und glich in den Satzpunkten aus. Für die dritte Bahn legte sodann Rudolstadts Startspieler nochmals 171 Kegel (93 Volle, 78 Abräumer) auf den Kunststoff. Diesen hatte Julian Hess lediglich 148 Zähler entgegen zu setzen, wodurch ein zweiter Satzpunkt an die Gastgeber ging. Die abschließende Bahn war der Bamberger sichtbar gewillt, das Blatt zu seinen Gunsten noch zu wenden. Die 15 Vollen gehörten bei 90 zu 97 Zähler dann auch ihm. In den Abräumern wiederum schlug Gregor Kunstmann mit 62 zu 53 Kegel zurück und sicherte sich mit der neuen persönlichen Bestleistung von fehlerfreien 631 zu 603 Kegel den dritten Satz- und ebenfalls den Mannschaftspunkt.
Der mittlere Durchgang brachte dann drei Hochkaräter auf die Bahnen. Neben Rudolstadts U-18 Weltpokalsieger Daniel Barth, gingen auch der U-18 Weltmeister von 2013 und ehemalige Meininger Kegler Dominik Kunze und der Weltmeister von 2008 der Männer Nicolae Lupu an den Start. Mit solch Titeln nicht bestückt, lieferte Thomas Kerntopf gegen Dominik Kunze dennoch einen erstligareifen Kampf ab. 151 zu 145 Kegel hieß es nach der ersten Bahn und Satzpunkt eins war errungen. Der Bamberger konterte auf der zweiten Bahn mit ausgezeichneten 130 zu 165 Kegel, setzte sich in den gefallenen Kegel ab und glich in den Satzpunkten aus. Bei den dritten 30ern wurde der Satzpunkt bei je 151 Zählern geteilt, was nochmals Würze für die Abschlussbahn in diese Partie brachte. Mit viel Übersicht und ein klein wenig Glück gelang es Thomas Kerntopf mit 156 zu 144 Kegel einen weiteren Satzpunkt zu erspielen. In der Hochrechnung endete diese Begegnung mit 2,5 zu 1,5 bei 588 zu fehlerfreien 605 Kegel. Ein weiterer, nicht unbedingt erwarteter, Mannschaftspunkt war eingefahren. Daniel Barth tat es in seinem Match gegen Nicolae Lupu seinem Vereinskameraden gleich. Mit seiner ersten und gleichzeitig der besten Bahn des Tages von 173 Kegel (119 Volle, 54 Abräumer) nahm er seinem Gegenüber 38 Zähler ab. Die zweite Bahn lief ähnlich gut, wohingegen der Bamberger sichtlich mit den Bahnen haderte. Folgerichtig die Auswechslung nach 53 Wurf. Dominik Teufel übernahm seinen Platz. Doch auch dieser konnte dem überragenden Spiel des Rudolstädters nicht Paroli bieten. In einem 4 zu 0 bei 631 zu 522 Kegel befand sich Rudolstadt spektakulär bei 2427 zu 2297 Zählern auf der Siegerstraße.
Das Schlusspaar der Gastgeber nutzte diese komfortable Ausgangsposition und sorgte mit ihren Auftritten zu wahren Begeisterungsstürmen. Felix Gießler lieferte sich ein Kopf an Kopf Rennen mit Christian Wilke. Satzpunkt eins gewann der Saalestädter mit 150 zu 148 Kegel. Der zweite Satzpunkt wurde bei je 143 Zählern geteilt. Und auch die Sätze drei und vier sicherte sich Felix Gießler Dank der besseren Vollen. Am Ende gab`s den Mannschaftspunkt bei 3,5 zu 0,5 mit 591 zu 571 Zählern. Für Alexander Conrad ging`s gegen den Teamleader der Bayern, Uwe Wagner. Und auch Alexander Conrad startete mit zwei gewonnenen Sätzen bei insgesamt 295 zu 280 Kegel. Uwe Wagner holte auf der dritten Bahn zum Gegenschlag aus. Mit 147 zu 164 Kegel verkürzte der Bamberger in den Sätzen. Die letzte Bahn allerdings gehörte sodann neuerlich dem Lok-Spieler, der mit 164 zu 140 Kegel den zu vergebenden Mannschaftspunkt mit insgesamt 3 zu 1 bei 606 zu 584 Kegel errang.
Diese Spiel mit weiteren Worten zu beschreiben, ist sicherlich nicht möglich. Die durch Rudolstadt erspielten 3624 Kegel sind zugleich ein neuer Mannschaftsbahnrekord auf den Rudolstädter Bahnen. Damit haben die Spieler um Erfolgstrainer Siegfried Zipprodt die Messlatte für die kommenden Heimspiele recht hoch gelegt. Nun geht es in einer Woche erst einmal nach Kipfenberg zum dort beheimateten KRC. Mit dem heutigen Sieg in der Hinterhand können die Thüringer gelassen, aber dennoch konzentriert an diese Aufgabe bei den Bayern herangehen.
Holger Reinhold