Bamberg: Ein Kegel entscheidet den Kegelkrimi
Es war ein Kampf auf Biegen und Brechen, den die Victorianer trotz massiven Rückstandes in Raindorf an den Tag legten. Am Ende reichte es aber aufgrund eines fehlenden Kegel nicht und Bamberg schied im Viertelfinale des DKBC-Pokals gegen den SKK Raindorf nach 4:4 und 3633:3633 nur deshalb aus, weil das Heimteam in den Sätzen die Nase mit 13:11 vorne hatte.
Wie schon in der Bundesliga vertraute die SKC-Verantwortlichen auf das Startduo um Cosmin Craciun und Nicolae Lupu, die gegen Radek Hejhal und Christian Schreiner antraten. Bei Lupu hoffte Victoria auf Revanchegelüste gegen seinen ehemaligen Teamkameraden, und zu Beginn dachte man auch an einen Erfolg von Lupu. Doch mit dem letzten Wurf schnappte sich Schreiner durch einen Neuner den ersten Satz mit 151:150. Lupu konnte postwendend mit 146:134 ausgleichen. Im 3. Satz war es erneut Schreiner, der gekonnt Nadelstiche setzte und sich mit 155:149 eine 2:1-Führung erspielte. Anschließend hatte Lupu mit 143:169 keine Chance mehr und musste das Duell mit 1:3 und einem enttäuschenden Ergebnis von 588:609 abgeben. Im anderen Duell hatte Craciun keine Chance gegen Hejhal, was nach der letzten starken Vorstellung in Raindorf keiner für möglich gehalten hatte. Zwar gingen die ersten beiden Sätze knapp mit 153:150 und 147:143 an den Raindorfer. Doch dann brachen alle Dämme und Hejhal sicherte sich vorzeitig mit 166:138 das Duell. Durch ein knappes 160:159 für Hejhal musste sich Craciun sogar mit 0:4 und 590:626 geschlagen geben. Raindorf führte mit 2:0 und bereits 57 Kegeln.
Im Mittelpaar kam es zu den Duellen von Milan Svoboda gegen Dominik Teufel, der neu ins Team rotierte, und Michal Kotal gegen Rekonvaleszent Florian Fritzmann. Teufel zeigte zu Beginn eine couragierte Leistung und machte Svoboda das Leben schwer, konnte aber nicht verhindern, dass der Raindorfer zur Halbzeit mit 2:0 und 320:301 führte. Im weiteren Spielverlauf setzte sich Svoboda immer weiter ab, da Teufel nicht mehr so wie gehofft zu seinem Spiel fand. Am Ende siegte Svoboda mit 4:0 SP und 633:576, wobei Dominik Teufel keineswegs enttäuschte. Im anderen Duell hoffte man auf den Sieg von Fritzmann, der auch gleich wie die Feuerwehr loslegte. Mit 173:152 sicherte er sich die 1:0 Führung und entriss Kotal den sicher geglaubten Ausgleich noch im Abräumen des 2.Satzes, als er 27 Kegel mehr abräumte als Kotal und mit 141:137 das 2:0 markierte. Im 3.Satz setzte sich Kotal dann aber doch mit 154:149 durch und verkürzte auf 2:1 SP. Im letzten Satz ließ aber Fritzmann keine Zweifel mehr aufkommen und sicherte sich über ein 167:147 nicht nur den 3.Satz, sondern auch sehr wichtige Kegel. Nach 4 von 6 Duellen führte Raindorf mit 3:1 MP und 74 Kegel.
Nun ruhten die Hoffnungen der Bamberger auf Christian Wilke und Dominik Kunze, die erneut auf Alexander Raab und Philipp Grötsch trafen. Der Rückstand von 74 Kegeln war eine schwere Last, doch die beiden Bamberger Schlusskegler brachten den mitgereisten Fans den Glauben an einen Erfolg zurück, da sie wie die Feuerwehr loslegten. Kunze siegte mit 170:135 und 156:137 was neben der 2:0-Führung auch ein Plus von 54 Kegeln bedeutete. Im anderen Duell stand ihm sein Kollege nur wenig nach und führte durch 174:165 und 161:137 ebenfalls mit 2:0 und 33 Kegeln. Zur Halbzeit im Schlussdurchgang war der Rückstand in eine knappe Führung von 13 Kegeln umgewandelt. Der Chambtaler Hof entwickelte sich nun zum Tollhaus, da sich die Heimmannschaft nicht aufgab. Raab musste sich Wilke, dem im letzten Wurf ein Neuner gelang, zwar knapp mit 148:149 geschlagen geben, wodurch das Duell dem Bamberger sicher war, aber im anderen Match riss nun Grötsch die Heimfans von den Sitzen. Kunze musste kleinbeigeben und seinen Satz mit 138 beenden. Auf der Nebenbahn wuchs dagegen Grötsch über sich hinaus, erspielte sich mit 176 den 1:2-Anschluss und brachte sein Team wieder mit 24 Kegeln in Führung.
Für den Countdown war alles klar: Kunze musste nicht nur den letzten Satz für sich entscheiden, sondern das Gästeduo auch den Rückstand aufholen, wenn es mit dem Einzug ins Pokal Final Four klappen sollte. Beide Bamberger kämpften und der Anfeuerung ihrer Kollegen wie die Löwen. Nach den letzten Vollen führte Kunze mit 101:88 und Wilke mit 96:91 – damit nur noch sechs Kegel Rückstand. Im Glauben an das Weiterkommen unterlief Kunze mit der 25. Kugel ein missratender Wurf und so keimte wieder Hoffnung bei den Raindorfern auf. Kunze benötigte vier Wurf für das Bild , Grötsch gelang in dieser Phase ein Naturneuner, der Raindorf am Leben erhielt, versäumte es aber, den Sack zuzumachen, da er mit der vorletzten Kugel nicht abräumen konnte und sich Kunze mit einer abschließenden Fünf das Duell mit 3:1 und 615:588 holte. Nun lag es an Wilke, und er hatte durchaus die Chance auf den Sieg. Doch ein unmöglicher Anwurf, bei dem beide Außenkegel stehen blieben, verhinderte ein mögliches Abräumen. Zumindest spielte Wilke beide Kegel sicher und baute wiederum Druck auf Raab auf. Zunächst mit Erfolg: Der Raindorfer vergab die Chance auf das vorzeitige Weiterkommen im 29. Wurf, da er das Kegelpaar nicht komplett traf. Nun wurde es still im Chambtaler Hof und jeder schaute gebannt auf Raab. Trifft er den letzten Kegel, ist Raindorf weiter, vergibt er, kommt Bamberg weiter. Das Händchen zitterte sichtbar, aber Raab hielt dem Druck stand und traf, womit das Ausscheiden der Bamberger trotz großen Kampfes besiegelt war – und der größte Erfolg der Raindorfer Clubgeschichte mit dem Einzug ins Final Four des DKBC-Pokals stand fest.
Markus Habermeyer