Mainz: Auf den letzten Metern abgefangen
Eine ärgerliche Niederlage kassierte die 1. Frauenmannschaft des TSV Schott beim Spitzenspiel der 1. Bundesliga gegen den Vizemeister KV Liedolsheim. Nachdem die Gastgeber im Startpaar direkt weit davonzogen, konnte der TSV bis zur Schlussbahn von diesem Vorsprung zehren, ehe Liedolsheims Spitzenspielerin Saskia Seitz mit einer Weltklasse-Bahn die Partie doch noch drehte.
Im Startpaar setzten die Mainzer Frauen auf die erfolgreiche Taktik aus dem letztjährigen Heimspiel gegen Liedolsheim und schickten mit Martina Orth-Helbach und Melanie Helbach ihre beiden besten Spielerinnen auf die Bahn. Liedolsheim hatte scheinbar aus dieser Niederlage seine Lehren gezogen und stellte mit Yvonne Schneider und Melina Zimmermann recht mutig dagegen. Doch davon ließ sich das Mutter-Tochter Gespann Orth-Helbach/Helbach kein bisschen beeindrucken und so schien die Mainzer Taktik erneut voll aufzugehen. Orth-Helbach spielte von Beginn bis Ende konstant stark und kam durch Bahnen von 151, 148, 147 und 152 auf 598 Kegel und ließ so ihrer Gegnerin Schneider (517) beim 4:0 nicht den Hauch einer Chance.Helbach musste sich auf der ersten Bahn gegen Zimmermann knapp geschlagen geben und verlor dann auf der zweiten Bahn plötzlich den Faden, sodass der Punkt fast schon verloren schien. Auf der dritten Bahn spielte sie dann aber auf einmal wieder wie aus einem Guss und kam auf dieser Bahn auf herausragende 177 Kegel, wodurch sie Zimmermann ganze 60 Kegel abnahm. Trotzdem musste sie noch ihre Schlussbahn gewinnen, um den Duellsieg nach Mainz zu holen. Dies gelang ihr durch einen 147:143-Sieg. Mit 605 spielte sie das Mannschaftsbestergebnis und nahm Zimmermann (562) einige Kegel ab, wodurch der Vorsprung der Mainzerinnen scheinbar komfortable 124 Kegel betrug.
Doch schon im Mittelpaar sollte dieser Vorsprung rapide schmelzen. Zwar konnte Lisa Frühwein ihr Duell gegen Jessica Dreher durch eine starke Schlussbahn mit 3:1 und 559:540 gewinnen und so den dritten Duellsieg für die Gastgeberinnen einfahren, im anderen Duell erwischte Regina Kaiser jedoch einen schwarzen Tag. Gegen eine wie entfesselt aufspielende Sabine Sellner war sie von Beginn an chancenlos und unterlag klar mit 0:4 und 522:624. Sellner markierte nicht nur die Tagesbestleistung, sondern spielte auch eine neue persönliche Bestleistung.
Somit betrug der Vorsprung schon zu diesem Zeitpunkt nur noch 41 Kegel und mit der mehrfachen Weltmeisterin Saskia Seitz sollte die beste Liedolsheimerin ja erst noch kommen. Doch zunächst lief es für die beiden Mainzerinnen Monika Petry und Miriam Große noch ganz gut und sie mussten auf den ersten drei Bahnen jeweils nur ein paar Kegel abgeben und gingen mit immer noch 13 Kegeln Vorsprung auf die Schlussbahn. Hier spielte Seitz dann aber ihre ganze Weltklasse aus. Schon nach den Vollen hatte sie das Spiel fast im Alleingang gedreht und auch in die Räumer zeigte sie keinerlei Schwäche, wodurch sie am Ende auf 180 Kegel kam und Liedolsheim die zwei Punkte für das bessere Mannschaftsergebnis sicherte. Gesamt kam sie auf 619 Kegel und besiegte Große (551) mit 3:1. Trotzdem war für die Mainzerinnen lange noch ein Unentschieden möglich, denn Petry hätte ihre letzte Bahn gegen Sellner „nur“ mit vier Kegeln gewinnen müssen. Durch zwei etwas glückliche Neuner von Sellner im Abräumen hatte sich aber auch dies wenige Wurf vor Schluss erledigt und so holte Sellner durch das 3:1 und 542:536 den entscheidenden Duellsieg zum Liedolsheimer Sieg.
Letztendlich war es eine unglückliche und vermeidbare Niederlage für die Mainzerinnen, die mit ihrem Gesamtergebnis von 3371 zwar durchaus zufrieden sein können, aber auch wissen, dass sie noch einige Reserven nach oben haben. Am kommenden Sonntag steht nun aber erstmal das erste Auswärtsspiel bei Aufsteiger Bonndorf an.
Stephan Gerhardt