KCS: Ein Spitzenspiel, das hielt, was es versprach
Schwabsberg unterliegt trotz beeindruckender Leistung in Zerbst
So mancher Zuschauer in der Zerbster Kegelarena dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben ob der Leistungen, die im Spitzenspiel beiderseits geboten wurden. Von den Rot-Weißen war man das ja hinreichend gewohnt, dass aber auch eine Gästemannschaft so fulminant dagegenhält, das war bislang neu. Verlierer Schwabsberg mag sich am Ende dieser mitreißenden Partie gefragt haben, was man eigentlich noch tun muss, um diese Übermannschaft zu schlagen. Die Sachsen-Anhaltiner machten mit dem eminent wichtigen 6,5:1,5-Erfolg (3872:3760-Kegel) über Verfolger Schwabsberg einen großen Schritt in Richtung Meisterschaft.
Schwabsberg hat in Zerbst beinahe alles richtig gemacht. Schwachstellenanalyse und Taktik haben auch dieses Mal nahezu optimal gepasst. Gehapert hat es lediglich an dem Umstand, dass der KCS anders als im Pokalfinale aus den wenigen schwächeren Phasen der Hausherren keinerlei Kapital schlagen konnte. Die Chancen auf ein 5:3 heranzukommen oder im günstigsten Fall, trotz eindeutiger Lufthoheit der Zerbster, sogar ein Remis zu erzielen, waren durchaus vorhanden. In den spielentscheidenden Momenten erwiesen sich die Rot-Weißen aber als abgeklärter und punkteten so die Gäste aus. Lediglich einmal gelang es Timo Hehl gegen Uros Stocklas, ein solch mitreißendes Match mit 172(109/63/0):171(109/62/0) für sich zu entscheiden. Das war zu wenig. Warum Zerbst am Ende völlig verdient gewonnen hat, wird bei einer Betrachtung der gewonnenen Einzelsätze deutlich. Da lautete das Verhältnis 16,5:7,5.
Schwabsberg muss trotz der Niederlage den Kopf nicht hängen lassen. Die Ostwürttemberger wurden für ihre exzellente Mannschaftsleistung zwar nicht belohnt, auf der Ostalb weiß man dennoch sehr genau, wo man steht, und dass der KCS mit diesem Ergebnis vermutlich gegen kaum eine andere Mannschaft, außer eben gegen Zerbst, verloren hätte. „So gut“, so der O-Ton von Zerbsts Macher Lothar Müller, „hat hier noch niemand gespielt, und das will wirklich etwas heißen.“ Die Partiebestleistung erzielte der Zerbster Uros Stoklas mit 673 Kegeln.
Vsetecka verpasst den ersten Punkt
Mathias Dirnberger tat sich gegen den Zerbsts Shootingstar Axel Schondelmaier anfänglich sehr schwer, in seinen Spielrhythmus zu finden. Auf den beiden Schlussbahnen, belohnte er dann jedoch das Vertrauen seines Trainers mit einer tollen Leistungssteigerung. Am Erfolg des Zerbsters änderte das allerdings nichts mehr. Der siegte mit 3:1 und 656:611-Kegeln hochverdient. Philipp Vsetecka war sich am Ende selber ein bisschen gram. Sein letzter Wurf auf ein Pärchen misslang, und so reichte es nach einem mitreißend geführten Match gegen den Zerbster Mathias Weber nur zu einer Punkteteilung. Jeweils mit überragenden 648:648-Kegeln nach 2:2-Sätzen. Zwischenstand erstes Spieldrittel: 1,5:0,5 bei 1304:1259-Kegeln für Zerbst.
Pointinger heizt Seitz kräftig ein
Im ersten Satz konnte der langaufgeschossene Schwabsberger Jürgen Pointinger seinen Rückstand aus dem Spiel in die Vollen gegen seinen früheren Mannschaftskameraden Fabian Seitz nicht mehr wettmachen. Dann allerdings zeigte er dem Neu-Zerbster mit einer 172er-Bahn, was eine Harke ist. Die kritische Phase auf der dritten Bahn überstand Seitz allerdings einen Tick früher als sein Gegner, und schon machte er sich prompt auf und davon. Mit zwei Gewinnsätzen im Gepäck war der Schlusssatz für den Wahlzerbster dann „a‘ g’mäht‘s Wies‘le“ wie der Schwabe zu sagen pflegt. Mit 3:1 und 642:629 sicherte der seinem Team einen wichtigen Duellsieg. Ein fantastisches Match lieferte Timo Hehl (649 Kegel) gegen den Zerbster Uros Stoklas (673) ab. Als der Schwabsberger im zweiten und dritten Satz, unter dem Druck eine Entscheidung herbeizuführen, zu viel wollte, verschaffte er seinen Gegner mit zwei unglücklichen Anwürfen auf die Mitte einen ungewollten Vorteil. Stoklas nutzte das routiniert mit Handneunern aus und konnte sich so entscheidend von dem Schwabsberger absetzen. Zwischenstand zweites Spieldrittel: 3,5:0,5 bei 2619: 2537-Kegeln für Zerbst.
Endraß macht den Punkt
Seit Wochen in glänzender Form wurde Ronald Endraß mit dem Zerbster Thomas Schneider eine anspruchsvolle Sonderaufgabe zuteil, die er auch prompt mit Bravour erledigte. Mit hervorragenden 631 Kegeln konnte er sich bei Satzgleichstand verdient gegen den Zerbster Leistungsträger (618) durchsetzen. Schwabsbergs Kapitän Reiner Buschow, in den letzten Wochen verletzungsgeplagt, bekam gegen den Zerbster Boris Benedik, der erst auf der letzten Bahn mit 180 Kegeln seine ganze Klasse offenbarte, den Kopf nicht frei. Auf der Schlussbahn wurde Buschow, dem seine Verletzung zu schaffen machte, durch Damir Cekovic ersetzt. Benedik schaffte am Ende trotz wackligem Beginn doch noch ein deutliches 3,5:0,5 mit 635:592-Kegeln. Endstand: 6,5:1,5 bei 3872:3760-Kegeln für Zerbst.
Stimmen zum Spiel – Reiner Buschow: „Diese Niederlage ist alles andere als ein Beinbruch. Erwartungsgemäß hat die Begegnung bestätigt, dass Zerbst zumindest zuhause nahezu nicht zu schlagen ist. Vor allem dann, wenn es nicht gelingt, die wenigen Schwächephasen, die die Mannschaft hat, gnadenlos auszunutzen. Auf die Ostalb können wir aber die beruhigende Erkenntnis mitnehmen, dass wir leistungsmäßig für die anstehenden Aufgaben durchaus gerüstet sind, vor allem, wenn wir im Zweikampfverhalten wieder ein bisschen zulegen können.“
Eugen Fallenbüchel